23.08. – 24.08.2013
Seit einigen Jahren wollte ich schon einmal Tannkosh besuchen, immer wieder ging es sich terminlich nicht aus. Heuer war es soweit. Der Besuch in Tannkosh.
Das Wochenende um den 23.8. wurde monatelang gegen alle „Terminangriffe“ verteidigt, alle Einladungen habe ich mit dem Hinweis angenommen, dass es sein kann, dass ……
Mit einem Aufruf in unserem Akaflieg-Vereinsemailverteiler wurde schnell Christof als Mitflieger gefunden. Und wir reservierten eine Aquila 210 bei unserem bewährten Vercharterer, der AAC in Graz.
Werbeeinschaltung 😉
Am Mittwoch vor unserem Abenteuer haben wir uns getroffen, um die Vorbereitung gewissenhaftest mit all den verfügbaren Materialien der Tannkosh Homepage durchzuführen. Immerhin erwartete uns dort ein Wespennest an fliegendem Gerät. So studierten wir die Holdings, Anflugkarten sowie NOTAM’s.
Am Tag zuvor holte ich mir bei den Profis in der Motorfluggruppe noch Tipps ab und mit der absolut professionellen Anleitung: „und am funk nur melden und nicht viel quatschen. rausschauen und fliegen, dann passt’s schon“ (Danke Fritz 😉 ) war klar, das schaffen auch wir als Debütanten.
Aufgrund der Wettervorhersage, die eine Front am Samstag von Westen vorhersagte, vereinbarten wir einen möglichst frühen Abflug von Graz. Also Treffpunkt 0600loc bei der OECSS beim Hangar. Ich ersuchte Christof, den nachtschlafenden Flug zu übernehmen, da meine Lizenz erst ab 10 Uhr 😉 gültig ist. (Ich bin einfach kein Morgenmensch.)
Startklar alles gepackt ging es um 0515 Richtung Flughafen Graz. „Ist da jemand?“, ist mir ob der frühen Tageszeit durch den Kopf gegangen. Die Stimmung hellte sich mit der Nähe zum Abflug zusehends auf.
Flugzeug checken, tanken und den Hauptdarstellern war die Vorfreude ins Gesicht geschrieben.
Wir starteten um 0538utc in eine wunderschöne Reise diretissima durch die Alpen nach Tannheim. Ein unglaublich schönes Flugwetter begleitete uns entlang der gesamten Alpenstrecke.
PIC Christof hatte die Sache voll im Griff und ich wollte nur mehr so viele Bilder wie möglich für die graue Winterzeit einfangen. (Wer ihn nicht kennt: „Frederick, die kleine Feldmaus“ von Leo Lionni)
Unsere tatsächliche Route verlief etwas südlicher als geplant, nämlich über die beiden St. Johanns im
Pongau und in Tirol mit der mehrmaligen Anweisung die Dangerous Area Hochfilzen zu meiden.
Sonne, Berge und zwei Piloten auf dem Weg zum größten FlyIn Europas: Tannkosh 2013
Langsam war Konzentration gefragt, der Luftraum in Deutschland wurde immer voller, je mehr wir uns Tannheim näherten. Das spezifische Gewicht der umgebenden Luft wurde wegen der Kontaminierung durch Holz, Leinen,
Metall und Plastik sichtbar höher. Pausenlos Meldungen: „Verlasse Frequenz und rufe Tannheim Info“. Fast jede Minute. Na, das kann was werden! Über EDNH (Bad Wörishofen) verließen auch wir München Info und hörten einmal Tannheim ATIS ab.
Wir fädelten ohne Probleme durch die beiden Lufträume D von Memmingen und Landsberg hindurch und über dem Flugplatz Mindelheim (der Knick nach Westen auf dem roten Flugweg) meldeten wir uns bei Tannheim Info mit der vorbereiteten Kurzmeldung: „OECSS Aquila Mindelheim 4000“. Die Antwort folgte wie ein Echo: „SS melde Gegenanflug“.
Ab jetzt hieß es nur mehr hinausschauen. Wir hörten, dass viele den Anflug von Norden her meldeten und wir näherten uns von Westen, daher war unsere Stretegie, sobald wir die Perlenschnur aus Flugzeugen aus dem Norden entdecken, reihen wir uns ein und fliegen dem Trott einfach hinterher. Das funktionierte prächtig, obwohl wir als erstes einem UL „aufgesessen“ waren, der doch langsamer als unsere Minimum Approach Speed war (UL=Ur Langsam). Also überholten wird das „stehende“ Ding und hängten uns an den Nächsten dran.
Meine Bedenken bei der Flugvorbereitung, den Flugplatz Tannheim zu übersehen waren völlig unbegründet. Erstens war der Platz bereits eingezäunt mit hunderten Flugzeugen und eine Perlenkette aus anfliegenden Geräten zeigte uns exakt die Platzrunde. So viele Flugzeuge in einer Platzrunde hatte ich zuvor noch nicht gesehen. Was alles ohne Controller geht 😉 Überwältigend aber eigentlich total einfach. Ihnen nach, nicht zu knapp, aber auch nicht zu weit auseinander, schließlich kamen wir genau in einer Rush Hour an und da ging es im gemessenen 20 Sekunden Takt auf den Boden.
Der Turm hatte „die Platzrunde“ gebeten, den Gegenanflug zu verkürzen, der ging schon bis Roth an der Roth hinaus. Das Handy-GPS zeichnete unseren Anflug auf und im Endanflug waren noch immer vier Flieger vor uns.
Irre und doch beeindruckend schön! Aber immer auf der Hut, ob ein Durchstarten notwendig werden könnte.
Leider hatte ich von dem Ereignis überwältigt, völlig vergessen, ein Foto vom Anflug zu machen (sorry), aber im Kopf
habe ich alles gespeichert.
Der Türmer wiederholte mit freundlicher Stimme und unendlicher Geduld immer und immer wieder:
„Liebe Piloten, nach der Landung alle nach rechts die Piste schnell verlassen, nach rechts, das ist im Süden, bitte nach rechts.
Nicht zu nahe aufeinander, nicht überholen und am Boden nach rechts, ihr werdet dort empfangen,….“.
Es hörte sich fast wie ein ATIS an ;-). Wenn es im Endanflug zu eng wurde, war das Durchstarten ein völlig „normal procedure“
und es kam auch immer wieder vor, jedoch ohne Stress und Hektik.
Am Boden angekommen (sofort nach rechts ;-)) zeigt das erste Bild unten die Gasse von der Piste nach Süden, dann
bogen wir in die nächste Gasse nach Osten ab (wie in einer Stadt) und unser Stand- und Zeltplatz war erreicht.
Die Begrüßung erfolgte sofort nach Abstellen des Motors, ein Agend fragte uns, ob wir das erste Mal
hier seien und Hilfe benötigen würden. Dann kam auch schon eine Red Bull Lady und versorgte uns, eigentlich Christof
mit einer Red Bull Dose (gratis, versteht sich). WIR WAREN AM ZIEL!! Flugzeuge, Flugzeuge, Flugzeuge,…
Der obligatorische Besuch am Registrierungszelt machte uns erst richtig bewusst, was hier los war. Es gab auch Pfeile aus Katar!
Und wir waren dabei!!!!. Mahlzeit!
Nach der Stärkung ging es ans „Flieger Schauen“, ein paar habe ich eingefangen, z.B. eine riesige Transall C160.
Lieber Freund, der Doppeldecker ist
eine Nummer zu groß für Dich!! Na gut, dann gehe ich Fliegen 😉
Am nächsten Morgen hatten wir zwar noch strahlenden Sonnenschein, jedoch meldete der Wetterbericht, dass gegen
1400loc die Front aus Westen gnadenlos den Platz unter Wasser setzen wird. Also rasch auf und davon. Der erste Teil
des Taxiways „aus der Garage“ war nicht gerade berauschend breit.
Fluchtartig versuchten mehrere hundert Flugzeuge den Platz zu verlassen. Ergebnis ein riesiger STAU!!!
Das rechte Bild unten zeigt die Einmündung aus unserer Gasse in die Piste. Von rechts eine Schlange aus Flugzeugen
bis zum Ostende des Platzes, nach links bis zum Abflugpunkt nach Westen.
Ohne Verkehrsregelung an den Kreuzungen wäre da nichts mehr gegangen.
Der Turm vollbrachte eigentlich Unmögliches. Er holte Flieger aus der Holding, deren Treibstoff nach
50 Minuten Kreisen langsam zu Ende ging. Er versuchte die Flieger für die Flugshow für einen Start vorzunehmen und
dazwischen alle, die heim wollten wieder so im 20 Sekunden Takt hinaus zu schießen (nur durch Handzeichen der Helfer).
Ein Enthusiast, Nikolai Fromm hat uns beim Abflug (ca. nach 3:17) sogar gefilmt. (Quelle: Skyjumper)
http://youtu.be/epBdQwzVAhk
Irgendwann war es dann aber doch so weit, dass die Flugshow „vertagt“ und der Platz für anfliegende Flugzeuge gesperrt
wurde. Einfach zu viele wollten vor der Front flüchten.
Hier hatte ich gelernt, dass Fuel Calculation für Tannkosh anders funktioniert: 45 Minuten stop & go taxeln einrechnen!!!!
Bald standen nur noch vier vor uns und schon waren wir in der Luft und der aus Westen kommenden Front entkommen.
Es folgte ein unspektakulärer gemütlicher Flug nach Linz zum Tanken. Christof kannte LOWL noch nicht, daher nutze ich die
Gelegenheit meine Geburtsstadt zu besuchen. Am Vormittag lag auch über Linz noch ein Regengebiet. Das Wetter besserte
sich zusehends. Wir nutzten genau das Schönwetterloch zwischen den beiden Fronten.
Auch der vormittägliche Regen in Graz hatte sich verzogen und noch bevor das nächste Genuatief Graz erobern konnte schlüpften wir wieder bei traumhaftem Wetter über die Alpen nach Graz.
Ab St. Michael und Leoben wurden zwar die Wolken immer dichter und Richtung Graz im Murtal hingen die Reste der Regen-
wolken vom Vormittag sehr tief herum. Der Anflug verlief ohne Probleme relativ niedrig von Kapfenberg nach Graz.
Ein „Direct“ über die Stadt Graz und wir waren wieder zu Hause.
Und am Schluss können wir sagen: YES, WE DID IT!
Flugzeiten:
LOWG – EDMT 0237
EDMT – LOWL 0138
LOWL – LOWG 0107